Mit Befremden hat der Kreisvorsitzende der Leipziger Freidemokraten, Friedrich Vosberg, den Streit über die Galerie demokratisch gewählter Stadtoberhäupter zur Kenntnis genommen. Die Linkspartei hat das Fehlen von Dr. Erich Zeigner kritisiert.
„Von einer Ahnengalerie demokratisch gewählter Stadtoberhäupter mag man halten, was man will. Aber Dr. Zeigner gehört da sicher nicht hinein. Wer etwas anderes behauptet, hat sich entweder mit der Stadtgeschichte keine fünf Minuten beschäftigt oder hängt einem merkwürdigen Weltbild nach“, so Vosberg wörtlich.
Der Freidemokrat erinnerte daran, dass Dr. Zeigners Rolle als Oberbürgermeister nie demokratisch legitimiert war. „Daran ändert es nichts, dass er 1946 in seinem Amt durch die Stadtverordnetenversammlung bestätigt wurde“, erläutert Vosberg weiter und ergänzt, „denn diese Stadtverordnetenversammlung ist aus Kommunalwahlen hervorgegangen, die demokratischen Grundsätzen nicht entsprachen. Vorausgegangen ist die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED, der Rechtsvorgängerin der heutigen Linkspartei. Die kommunistische Militäradministration behinderte andere Parteien massiv, verbot eigenständige Aktivitäten der SPD neben der SED und unterstützte hingegen die KPD. Kein aufrechter Demokrat käme auf die Idee, hier von einer demokratischen Legitimation von Stadtverordnetenversammlung und OBM-Wahl zu sprechen. Im Gegenteil: So beliebt Dr. Zeigner gewesen sein mag – er war aber gleichzeitig Marionette der Militärmachthaber und der von ihr protegierten Kommunisten.“
Scharfe Kritik übte Friedrich Vosberg an der Linkspartei: „Der Hinweis auf die Beliebtheit Dr. Zeigners und seine Verdienste um den Wiederaufbau ist blanker Populismus. Mit ähnlichen Argumenten versuchen derzeit immer mal wieder Protagonisten vom rechten politischen Rand ihnen nahestehende Personen der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts in ein günstiges Licht zu rücken. Die Beliebtheit von Politikern mag für Populisten ein Kriterium sein, das Portraits an der Wand rechtfertigt. Für uns Freie Demokraten hingegen gehören demokratische Legitimation und Verantwortung für die öffentlichen Angelegenheiten des Gemeinwesens untrennbar zusammen. Wir tun gut daran, auch in hektischen Zeiten den nüchternen und unverklärten Blick auf unsere Geschichte nicht zu verlernen. Umdeutung unserer Geschichte war schon mehrfach Auslöser für Unheil.“